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Meldung

WebTalk: Digitale Selbstbestimmung – ohne uns? Partizipation und Digitale Innovation

Im Webtalk des Digital Autonomy Hubs am 15. Juni 2022 diskutierten wir, an wen sich digitale Innovationen häufig richten, wer (und wer nicht) an ihrer Entwicklung beteiligt ist und wie Partizipation gestaltet werden kann.

Adina Hermann (Sozialheld*innen e.V.) adressierte eingangs unterschiedliche Arten von Barrieren ­– physische und digitale. Das Internet hat das Potential, freier als die physische Welt zu sein, allerdings ist es nicht durchgehend barrierefrei und exkludiert somit viele Menschen mit Behinderung. Um dem entgegenzuwirken, haben die Sozialheld*innen bspw. mit der Wheelmap und elevate digitale Anwendungen entwickelt, um die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen zu steigern.

Heiko Kunert (AbilityWatch e.V.) ging zunächst auf die Chancen der Digitalisierung ein. So wird es mittels Sprachausgabe und Braillezeile bspw. sehbehinderten Menschen ermöglicht auf digitale Tageszeitungen zuzugreifen oder ihr Online-Banking selbst zu verwalten. Dies gelingt allerdings nur solange digitale Inhalte barrierefrei sind. Um diese Barrierefreiheit zu gewährleisten, ist es unabdingbar Menschen mit Behinderung nicht nur zu Rate zu ziehen, sondern sie als integralen Teil in die Entwicklung digitaler Lösungen miteinzubeziehen.

Dr. Bianca Herlo (Weizenbaum-Institut) näherte sich der Thematik aus der Perspektive der Design-Forschung. Die Prozesshaftigkeit von Digitaler Souveränität sowie die Notwendigkeit unterschiedliche Perspektiven miteinzubeziehen, bildeten Grundannahmen ihres Inputs. Als Beispiel für ihre Forschung nannte sie das Projekt INTERPART. Hier wurde untersucht wie Partizipation in der Stadtenwtwicklung für breitere Bevölkerungsgruppen ermöglicht werden kann. Technologie müsse in soziale Kontexte eingebettet werden, um so Diskriminierungen vorbeugen zu können.

Prof. Dr. Claudia Müller-Birn (FU Berlin) beschrieb wie partizipatives Design in die Forschung und speziell Entwicklung von Software integriert werden kann. In Abgrenzung zu dem Konzept des nutzendenzentrierten, versucht das partizipative Design demokratische Teilhabe sicherzustellen. Das Forschungsprojekt WerteRadar (ebenfalls Teil des Digital Autonomy Hubs) veruscht anhand von partizipativem Design personenbezogene medizinische Daten besser zu nutzen. Es geht um die Befähigung von Patient*innen, eine souveräne und informierte Entscheidung bezüglich der Spende ihrer Daten treffen zu können.

Die abschließende Diskussion mit den vier Referent·innen unterstrich die Notwendigkeit das Thema Partizipation gesamtgesellschaftlich zu denken. Von konkreten Rückfragen bezüglich des partizipatorischen Designs, über den Mangel an Beteiligungsstrukturen bei der Software-Entwicklung bis hin zu der Anregung eines regulatorischen Rahmens für digitale Partizipation wurden zahlreiche Anregungen und Ideen eingebracht. Die engagierte Debatte verdeutlichte die Motivation aller Beteiligten den Austausch über den WebTalk hinaus aufrechtzuerhalten – damit Partizipation und Digitale Innovation zukünftig zusammen gedacht werden.

Zur Aufzeichnung des WebTalks gelangen Sie hier (Youtube).